Tag des offenen Denkmals in Thüringen: 700 Häuser öffnen Pforten für spannende Zeitreisen

(via OTZ — Wolfgang Hirsch) Weimar/Bonn. Längst eine famose Erfolgsgeschichte, findet der bundesweite „Tag des offenen Denkmals“ diesen Sonntag zum 24. Mal statt. Gut 8000 historische Gebäude und Parks, Anlagen, Anwesen und Grabungen können landauf, landab bei freiem Eintritt besichtigt werden – allein in Thüringen sind es fast 700. Da strömen die Scharen: Etwa vier Millionen Besucher, so schätzt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die das Programm koordiniert, waren es im vorigen Jahr, diesmal könnten es sogar noch mehr werden.

„Das hat Volksfestcharakter“, diagnostiziert in Weimar Sven Ostritz als Chef des zuständigen Landesamts. Eine bessere Werbung für Belange des Denkmalschutzes könnte er sich nicht wünschen. Nur einen Überblick hat selbst er schon nicht mehr. Klar, den Höhepunkt hierzulande bildet die Eröffnung des Deutschen Burgenmuseums auf der Veste Heldburg. Und sonst? Wo waren die interessantesten Baufortschritte? Wo gibt‘s die rührigsten Denkmalvereine und wo den leckersten Kuchen? Da reagiert Ostritz hartleibig: „Dieses Jahr geht‘s ums Ehrenamt“, sagt er. „Da wollen wir keinen vorziehen.“

Verständlich, denn die denkmalschützerische Breitenbewegung wird getragen von aufrichtigen Enthusiasten. Von Privatleuten, die ein altes Bürgerhaus in der Altstadt oder einen historischen Hof auf dem Lande erworben haben und liebevoll restaurieren. Oder von lokalen Vereinen, die sich in ihrer Freizeit für den Erhalt einer technischen Anlage oder eines der zahllosen Dornröschenschlösser einsetzen.

Bei Bedarf legen die Knauer auch Hand an
Das sind Leute wie Stephan Umbach vom Förderkreis Rittergut Knau. Im zurück liegenden Jahr haben er und seine 40 Getreuen sich zum Beispiel darum gekümmert, dass ein Loch im Dach des im Saale-Orla-Kreis gelegenen, herrschaftlichen Hauses repariert wurde. In solchen Fällen sammeln die Vereinsmitglieder Spenden und legen in Ar­beitseinsätzen an Wochenenden auch selber mit Hand an. Alle zwei Jahre feiern sie zünftige Schlossfeste und richten daneben kleinere Veranstaltungen aus, um das alte Gemäuer mit Leben zu füllen. Die Ursprünge des Knauer Kleinadelssitzes stammen aus dem 13. Jahrhundert, anno 1608 und 1798 leisteten die ehemaligen Besitzer sich moderne Anbauten, referiert Hobbyhistoriker Umbach. „Am Sonntag laden wir un­sere Gäste zur Zeitreise ein“, freut er sich folglich: „von der Gotik über die Renaissance bis zum Barock.“ Rundgänge sind für 10.30 Uhr, 13 und 15 Uhr terminiert. Natürlich gibt es auch Kaffee und Kuchen. Vor allem aber will Umbach neueste Ergebnisse der Bauforschung präsentieren.

Oder der Kammermusikverein in Eisenach. Unermüdlich bespielen der Konzertmeister der Landeskapelle, Seth Taylor, und seine Freunde Schloss Wilhelmsthal vor den Toren der Stadt. Zwar lassen sie diesen Sonntag ihre Instrumente zu Hause, doch mit dem großherzoglichen Sommersitz derer von Sachsen-Weimar und Eisenach hat auch der vorzügliche barocke Telemannsaal sowie das Corps de Logis als letzte erhaltene Uraufführungsstätte profaner Telemann-Werke die Türen zur Besichtigung geöffnet.

Oder das Rastenberger Waldschwimmbad mit seiner Jugendstil-Anlage, Holzkabinen und Wandelhalle, Schloss Kromsdorf im Weimarer Land, das pavillonartige Schallhaus der Heidecksburg, die archäologische Ausgrabung an der Wysburg im Saale-Orla-Kreis samt Rekonstruktion einer historischen Steinschleuder, das mittelalterliche Hospiz in Großengottern und – nein, die ultimativen Tipps kann man wirklich nicht geben, da hat Sven Ostritz sicherlich Recht.

Also folgen Thüringer Freunde des Guten, Wahren, Schönen und Alten am besten der Empfehlung der Denkmalschutz-Stiftung: sich selber nach Interesse und Gusto anhand der interaktiven Internet-Karte oder der kostenlosen App fürs Mobiltelefon ein Ausflugsziel oder sogar eine Route zu wählen. Dabei findet man außerdem Hinweise zum Beispiel auf Führungen, Barrierefreiheit und Kinderbetreuung. Wir stiften im Laufe der Woche und in unserer Beilage am Sonnabend noch ein paar Ideen?…