Geschichte

Auf einer Hochebene des Thüringer Schiefergebirges – zwischen den Orten Knau, Plothen und Dreba – liegt Thüringens größte zusammenhängende Teichlandschaft – das „Land der tausend Teiche“. Bereits im 12./13. Jahrhundert kultivierten Mönche die sich hier weit erstreckende Sumpflandschaft. Im Laufe der Zeit erschufen sie ein ausgeklügeltes künstliches System von Himmelsteichen, die sich ausschließlich von Regenwasser speisen. Dieses einzigartige Refugium ist heute FFH- und europäisches Vogelschutzgebiet. Eingebettet in diese reizvolle Landschaft liegt das Rittergut Knau – einst das größte seiner Art in Thüringen.

Seit 1999 wird der Wiederaufbau und die Sanierung des denkmalgeschützten Ensembles von der Gemeinde Knau und den Mitgliedern des Förderkreises Rittergut Knau e.V. vorangetrieben. Die Arbeit des Förderkreises steht dabei unter dem Motto:

„Altes Bewahren, damit Neues entsteht –
Neues Leben in Alten Mauern.“

Als „knauwe villa“ wird das Gut erstmals 1378 als Klosterhof der Benediktinerabtei zu Saalfeld in den urkundlichen Quellen erwähnt. Aus dieser Zeit stammt der fast quadratische Wohnturm im Zentrum der Anlage. Grabungsfunde und dendrochronologische Untersuchungen datieren diesen Wohnturm um das Jahr 1216 und weitere bauliche Veränderungen um das Jahr 1399. Im ausgehenden Mittelalter wurden die Herren von Gräfendorf als weltliche Verwalter des Gutes eingesetzt. Mit der Auflösung des Kirchenbesitzes nach der Reformation wurde die Gutsanlage von den neuen Eigentümern – der Familie von Brandenstein – zeitgemäß durch Renaissancebauten erweitert.

Der große Schlossbau, der heute das Gesamtbild prägt, wurde um 1608 ausschließlich zu repräsentativen Zwecken errichtet. Im ersten als auch im zweiten Obergeschoss befinden sich große Festsäle, die in ihren Dimensionen und ihrer Ausstattung außergewöhnlich sind. Derartige zweigeschossige Säle sind sonst nur in bedeutenden Residenzen zu finden. Der Renaissancefestsaal im ersten Obergeschoss ist das Herzstück der Anlage – ausgestattet mit einer reich verzierten und ursprünglich bemalten Schiffskehlenbalkendecke, die mit einer Spannweite von 23 m durch einen Unterzug – gestützt von einer einzigen Säule – getragen wurde. Bei der Ausstattung des darüberliegenden Festsaales wurde ebenfalls Marmor, Gold und illusionistischen Wandmalereien verwendet. Aktuelle bauhistorische Untersuchungen haben bestätigt, dass der obere Saal mit einer Holztonnendecke abschloss, vergleichbar mit der Decke des Riesensaales im Dresdner Residenzschloss. Im späten 18. Jh. wurde dem Anwesen durch die Zusammenlegung verschiedener älterer Gebäudeteile und der Errichtung des Herrenhauses eine spätbarocke teils klassizistische Überformung und damit ein moderneres Erscheinungsbild gegeben.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Rittergut durch die Familie Schneider umfangreich modernisiert und auf den damaligen technischen Stand gebracht. Es ist einem Glücksumstand zu verdanken, dass das Rittergut Knau nach dem 2. Weltkrieg nicht wie viele andere Güter zerstört wurde. Bis 1945 wurde es als Mustergut geführt und nach der Bodenreform zunächst als Lehr- und Versuchsgut genutzt, um ab 1952 als Forschungsstelle für Schweinezucht und -haltung der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften Berlin zu dienen. In den 1970er Jahren wurde im Gutsareal eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft eingerichtet, die bis 1990 bestand.

Gemeinsam mit der neuen Eigentümerin des Rittergutes, der Stadt Neustadt an der Orla, versucht unser Förderkreis Rittergut Knau e.V. die historisch bedeutsame Gutsanlage perspektivisch einer neuen Nutzung zuzuführen. Neben der Sicherung und Erforschung der Bausubstanz möchten wir dieses einzigartige Ensemble für alle Interessierten erlebbar machen, so organisiert unser Förderverein regelmäßig Schlossfeste, Ausstellungen, Lesungen und Konzerte. Durch verschiedene thematische Führungen bieten wir vielfältige Einblicke in die bewegte Geschichte des Ritterguts Knau.

Neugierig geworden?

Anfragen zu thematischen Führungen durch den Schlosskomplex oder den Gutspark nehmen wir gern entgegen.


Förderkreis Rittergut Knau e.V.