Museumsbahnhof Knau

Tag des offenen Denkmals in Knau: Technik und Handwerk ganz lebendig


Quelle: Sandra Hoffmann (OTZ), 10.09.2015Von der Technik des Bahnhofes in Knau und Draisinefahrten auf der Thüringer Oberlandbahn bis zu geschmiedeter und lebendiger Handwerkskunst ist in Knau zum Tag des offenen Denkmals einiges zu erleben.

Knau. Mit neuen Ausstellungsstücken warten die Mitglieder des Thüringer Oberlandbahn?e.?V. auf, wenn sie am kommenden Sonntag zum Tag des offenen Denkmals in das Bahnhofsgebäude in Knau einladen. Dabei ist schon das 1894 erbaute Haus selbst ein Denkmal, befinden sich in ihm doch historische Stellwerktechnik und originale Ausstattungsstücke wie Türen, die noch aus dem Erbauungsjahr stammen.

„Der Denkmaltag steht in diesem Jahr unter dem Motto ‚Handwerk, Technik, Industrie‘ und für unser zukünftiges Museum haben wir schon einiges an Technik angeschafft“, berichtet Jürgen Fallenbeck vom Vorstand des Vereins Thüringer Oberlandbahn. Dazu gehören ein Ortsbatteriefernsprecher aus den 1920/30er-Jahren, der sich im Stellwerk Jena befand, und eine Fahrstraßenfestlegung für Anschlussbahnen auf freier Strecke, wie sie Anfang des 20.?Jahrhunderts und damit noch vor dem Ersten Weltkrieg genutzt wurde. Beide Stücke werden interessierten Besuchern am Sonntag vorgeführt, ebenso wie das historische Stellwerk, das 1936/37 eingebaut wurde und die vorherigen Handweichen ablöste. Wie es funktionierte, werden zwei Bahn-Beschäftigte zeigen, die einst im Bahnhof in Knau tätig waren. Darüber hinaus gibt es ebenfalls aus den 1930er-Jahren Signaltechnik für elektrische Vorsignale zu bestaunen.

„Wir wollen auch die Zeit der­ 1930er-Jahre, auch wenn sie eine dunkle Zeit in Deutschland war, nachgestalten“, begründet Jürgen Fallenbeck den Schwerpunkt der Technik aus dieser Zeit. Jedes Jahr sei ein bisschen was an Technik hinzugekommen, die nun in einer Ausstellung im Güterschuppen präsentiert wird.

„Ziel unseres Vereins ist es, die vorhandenen Anlagen weitestgehend in Funktion zu erhalten“, erklärt Jürgen Fallenbeck. Ein Museumsbahnhof soll der Bahnhof in Knau werden, in dem Interessierte sich anschaulich informieren können, wie es einst bei der Bahn aussah. „Die Leute sind beeindruckt von dem kleinen Bahnhof mit zwei Hauptgleisen und zwei Weichen, einem Bahnübergang mit Schrankenanlage und zwei Einfahrtsignalen“, weiß auch der Eisenbahner Manfred Tobaschus. Besucher dürfen hier sogar gern selbst einmal einen Weichenhebel stellen oder einen Signalhebel bedienen.

Fahrten mit der Draisine zwischen Knau und Posen

Weitgehend wieder in den Originalzustand bringen möchten die Mitglieder des Thüringer Oberlandbahn e.?V. auch das Bahnhofsgebäude selbst. Dessen obere Etage, die als Wohnung diente, ist für Besucher am Sonntag zugänglich und in zwei Räumen werden hier ebenfalls Ausstellungen präsentiert. Hier werden zum einem Wandermöglichkeiten vorgestellt und um Exponate aus dem Heimatmuseum Harra bereichert, zum anderen ist Fernmeldetechnik der Bahn aus den 1930er bis in die 1990er-Jahre zu sehen. Ein ehemaliger Kollege Jürgen Fallenbecks vom Fernmeldewesen der Deutschen Reichsbahn hat die Exponate zur Verfügung gestellt. Raritäten sind dabei wie ein Kabelendverschluss aus dem zu Ende gehenden 19. Jahrhundert. Darüber hinaus ergänzen Zeichnungen aus den Originaljahren die technischen Ausstellungsstücke. Nach vorheriger Absprache können Besucher zudem historische Lagepläne und Bauzeichnungen der Nebenbahn Triptis–Marxgrün der Thüringer Oberlandbahn einsehen. Und auch im einstigen Warteraum des Bahnhofes wird über die Strecke der Oberlandbahn und ihre wesentlichsten historischen Bauwerke informiert.

Auf einem Abschnitt der 2004 stillgelegten Oberlandbahnstrecke, nämlich zwischen dem Bahnhof Knau und dem Haltepunkt Posenmühle, finden anlässlich des Denkmaltages Pendelfahrten mit der Draisine statt und zwar ab 10?Uhr. Dabei ist es möglich, den Haltepunkt Posenmühle zu besichtigen. Der Rücktransport ist gesichert. Die letzte Fahrt an diesem Tag startet 17.30 Uhr vom Bahnhof Knau nach Ziegenrück.

Eine gute Zusammenarbeit pflegt der Thüringer Oberlandbahn e.?V. mit der Gemeinde Knau, die Mitglied im Verein ist, sowie mit der Agrofarm Knau und der benachbarten Werkstatt für Schmiedekunst. Auch die Werkstatt öffnet, zum Motto des Denkmaltages passend, von 10 bis 17?Uhr ihre Türen. „Wir wollen zeigen, was Handwerk ist und was es in der Restaurierung und der Denkmalpflege bedeutet“, erläutert Ralf Gerhardt, Inhaber der Werkstatt für Schmiedekunst. Die Kunstschmiede Gerhardt ist ein traditionsreiches Familienunternehmen, das vornehmlich im Bereich der Restaurierung und Denkmalpflege tätig ist. In die vielfältige Arbeit eines Kunstschmieds wird Ralf Gerhardt Einblick gewähren und dabei anhand aktueller Restaurierungsaufträge und mittels Bildern zeigen, in welchem Zustand manche Stücke in der Werkstatt eintreffen und wie sie wieder hergerichtet werden können. Eventuell soll auch das Schmiedefeuer geschürt werden, um das Handwerk umfassend erfahrbar werden zu lassen.

Geöffnet sind am Tag des offenen Denkmals außerdem das Herrenhaus und das Renaissanceschloss des Rittergutes Knau. Hier finden 10.30 Uhr, 13 und 15 Uhr durch Mitglieder des Förderkreises Rittergut Knau e.?V. Führungen statt. Mit Unterstützung der Ortsgruppe der Volkssolidarität wird ein Trödelmarkt organisiert, der Bücher, Porzellan und mehr bereithält.