[OTZ] Förderkreis Rittergut will Agrargeschichte in Eberhütte dokumentieren

Die einzelne Hütte, die eher unauffällig an dem kleinen Teich am Eingang der Parkanlage gegenüber des Rittergutes in Knau steht, ist keine beliebige. Sie ist die letzte erhaltene Eberhütte eine der erfolgreichsten Edelschweinzuchten der ostdeutschen Länder, die es bis vor fast 50 Jahren in Knau gab.


Knau. Der Förderkreis Rittergut Knau hat sich deshalb seit einiger Zeit der Hütte angenommen mit dem Ziel, sie zu erhalten und zur Dokumentation der jüngeren Agrargeschichte zu nutzen.

„Die Hütte ist uns wichtig, weil sie das letzte Stallgebäude der Forschungsstelle für Tierhaltung als Außenstelle der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin ist“, sagt Peter Künzel, stellvertretender Vorsitzender des Förderkreises Rittergut Knau. Er kann sich an die von 1952 bis 1964 durch die Akademie in Knau unterhaltene Forschungsstelle noch gut erinnern. „Damals sind ein Teil des Parks gerodet und dann für Neubauern verschiedene Außenställe und Hütten aufgestellt worden, die wenig kosteten, aber von ausreichender Qualität waren“, berichtet er. Als Ausstellungsfläche wurde das Gelände also genutzt, um den Bauern zu zeigen, wie sie sich mit wenigen und einfachen Materialien, wie Holz, Schilf und Lehm, Tierställe bauen können. Denn so kurz nach dem Krieg herrschte noch Hunger, der Bedarf an Nahrung war groß und es galt, mit einer Steigerung der Schweineproduktion die Versorgung zu verbessern.

„Es gab hier aber auch Schulungen, Professoren lehrten hier und es wurden Meister für Schweinezucht ausgebildet“, nennt Dr. Siegfried Stenzel, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Saale-Orla, die weiteren Aufgaben der Forschungsstelle. Insgesamt sechs Zuchteber habe es gegeben und es sei überwiegend praxisgerecht geforscht worden. Knau war in den 1950er und 60er Jahren das Zentrum für angewandte Forschung und Weiterbildung in der Schweineproduktion auf dem Gebiet der DDR.

Die Forschungsstelle in Knau wurde ab 1962 Institut für Tierhaltung genannt und 1964 aufgelöst. 1965 kam das Gut Knau als Betriebsteil zum Volkseigenen Gut (VEG) Tierzucht Ludwigshof. „Hier wurden die Tierhaltung und die Forschung nicht in der bisherigen Art fortgesetzt und die Flächen einer anderen Nutzung zugeführt“, weiß Peter Künzel. Die Edelschweinzucht wurde aber noch bis 1975 in Knau betrieben und hatte im wesentlichen die Aufgabe, so genannte „DE-Sauen“ für die damalige Kooperationsgemeinschaft Orlatal zur Reproduktion der Kernsauenherden in den Ferkelproduktionsanlagen bereitzustellen, ergänzt Dr. Stenzel.

Die letzte verbliebene Hütte, in der einst zwei Eber untergebracht waren, ist inzwischen zum Teil saniert. In Zusammenarbeit mit der Berufsschule Schleiz und dank finanzieller Förderung der Aktion Mensch sowie unterstützt von der Agrofarm Knau haben Jugendliche ohne Schulabschluss in Projekten unter anderem eine Seite des Daches neu mit Ziegeln eingedeckt. Notwendige Arbeiten an der Holzkonstruktion übernahm die Firma Fügmann aus Weira, die etwa schadhafte Dachsparren auswechselte.

Voraussichtlich im Frühjahr soll die Umfriedung des Auslaufes neu entstehen. „Einen massiven Zaun, wie es ihn ursprünglich für die Eber gab, soll die Hütte erhalten“, kündigt Thomas Wunsch, Vorsitzender des Förderkreises Rittergut Knau, an. Vorgesehen ist zudem, die Fenster und die Tür zu erneuern. Ist die äußere Hülle dann in Ordnung gebracht, soll auch der Innenraum hergerichtet werden. Denn dort möchte der Förderkreis ein Dokumentationszentrum Landwirtschaft in Knau von 1945 bis heute schaffen. Auf diesem Weg sind allerdings die finanziellen Möglichkeiten des Vereins stets entscheidend.

via OTZ (Sandra Hoffmann)

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