Küchenkollektiv aus Knau kocht in Berlin
Schüler der Grundschule Knau im Saale-Orla-Kreis präsentierten am Thüringen Tag das Projekt „Schulessen Saale Orla – Regional, Gesund und Gut“. Es wird von der Europäischen Union gefördert. Foto: Martin Gerlach
Grundschüler aus dem Saale-Orla-Kreis bereiten auf der Grünen Woche ihr Schulessen ausregionalen Produkten zu.
Berlin. Das Drei-Gang-Menü hatte viele Köche. Der Steckrüben-Graupen-Eintopf mit Birnen, die Puten-Klößchen mit Gemüse und die Grießflammerie wurden von Grundschülern aus Knau, dem Thüringer Landwirtschaftsminister Jürgen Reinholz (CDU) und dem Weimarer Starkoch Sten Fischer als Küchenkollektiv geschnitten, gegart und gebraten. Nicht nur wegen dieser ungewöhnlichen Mannschaft verharrten viele Messe-Passanten am Thüringer Gemeinschaftsstand auf der Grünen Woche .
Dort präsentiert sich der Saale-Orla-Kreis mit der Initiative „Schulessen – Regional, Gesund und Gut“. Darin wird in einem EU-Programm, versucht, die Schulen aus Küchen in der Nachbarschaft mit regionalen Produkten zu beliefern.
Es geht um die Qualität des Essens
Wie Sören Kube, einer der Koordinatoren, unserer Zeitung sagte, geht es Schulamt, Kreisbauernverband, Eltern- und Schülervertretern nicht nur um die Vermarktung einheimischer Produkte, sondern um die Qualität des Essens. Die Speisen sollen maximal eine Stunde heiß gehalten werden, bis sie auf den Tisch kommen.
Inzwischen kümmert sich die Initiative um weit mehr als um das tägliche Mittagsmal. Dass die Präsentation unter dem Funkturm Resonanz findet, nimmt nach den Ereignissen im vergangenen Oktober nicht wunder. Ein Virus im Schulessen hatte bei über 8000 Schülern in Ostdeutschland Brechdurchfall ausgelöst. Viele mussten stationär behandelt werden.
Bea Schepski gehört zu den Neugierigen, die sich von den Thüringer Schulessen-Experten informieren lässt. Ihr Sohn Björge war auch betroffen. Unserer Zeitung berichtete sie, wie verwundert sie damals über den Verursacher der Massenerkrankungen war: tiefgefrorene Erdbeeren aus China. Vorher hatte sie sich überhaupt keine Gedanken darüber gemacht, was in dem Schulspeisen enthalten war. Hauptsache, es schmeckte ihrem Sohn. Nicht nur diese Besucherin aus Pankow zeigte sich erstaunt, dass diese Thüringer Initiative schon lange vor diesem Schulessen-Skandal ins Leben gerufen worden war.
Minister Reinholz wünscht sich generell mehr einheimische Produkte auf den Tellern der Thüringer Schüler. Die entsprechenden Produkte seien problemlos aus der Region zu beziehen.
Momentan beziehen zwölf der 38 staatlichen Schulen im ostthüringischen Landkreis ihr Mittagessen aus Küchen der Betriebe und Genossenschaften in der Umgebung. Bislang haben dort die Eltern die leichte Erhöhung der Essenspreise akzeptiert.
via OTZ(Wolfgang Suckert)