Kirche in Knau erhält Glocke 91 Jahre nach Verkauf zurück

Kirche Knau erhält Glocke zurück

Stephan Umbach findet die über 500 Jahre alte Bronzeglocke der Knauer Kirche im Thüringer Museum Eisenach und gewinnt sie als Dauerleihgabe zurück. Drei andere Glocken wurden im Krieg eingeschmolzen

Knau. Nach 91 Jahren ist gestern Nachmittag die letzte erhaltene Bronzeglocke der evangelischen Kirche Knau in das Gotteshaus der Rittergut-Gemeinde zurückgekehrt.

„Über Jahrzehnte hinweg hatten sich Gerüchte im Ort gehalten, wonach die letzte von ursprünglich vier Kirchenglocken nicht eingeschmolzen wurde und noch existiert“, sagte Stephan Umbach vom Förderkreis Rittergut Knau. Drei Glocken wurden 1917 während des Ersten Weltkrieges zwangsweise eingezogen, um eingeschmolzen in der Rüstungsindustrie Verwendung zu finden.

Stephan Umbach testet im Beisein von Michael Gerhardt den Klang der 1509 in Schleiz gegossenen Rosenberger-Glocke

Weil die verbliebene Bronzeglocke allein kein klangvolles Geläut abgeben konnte, verkaufte die Kirchgemeinde diese im Dezember 1922 gegen den Willen des damaligen Pfarrers. Vom Erlös in Höhe von 8400 Reichsmark wurden gut drei Jahre später drei neue Glocken aus Klangstahl in Apolda gekauft, die bis heute in Knau zu hören sind.

Stephan Umbach begann nach dem Verbleib der vierten Bronzeglocke zu recherchieren. „Ein nicht mehr lebendes Ehepaar aus Knau hatte immer wieder erzählt, dass es die 1509 in der Schleizer Glockengießerei Rosenberger hergestellte Glocke im Thüringer Museum in Eisenach gesehen habe“, erinnert sich Peter Künzel, stellvertretender Vorsitzender des Förderkreises Rittergut Knau. 500 Jahre nach der Herstellung der neuneinhalb Zentner schweren Bronzeglocke erhielt Stephan Umbach eine Nachricht aus Eisenach, dass diese wirklich zum Inventar der Thüringer Museums gehöre.

„Es war unser großes Glück, dass sie nur im Depot untergebracht war“, sagte Umbach nach Abschluss der dreijährigen Verhandlungen. Die Kirchgemeinde Knau hat „ihre“ Glocke, die in Höhe und Durchmesser 90 Zentimeter misst, als Dauerleihgabe des Thüringer Museums zurück erhalten. Der Klangkörper, der im Neustädter Kirchenglockenbuch als besonders schön erwähnt wird, soll in Knau aber nicht mehr zum Einsatz kommen. „Wir werden die Glocke im Erdgeschoss des Kirchenschiffs präsentieren. Am 7. Oktober, wenn wir den 150. Jahrestag der Wiedereinweihung der Knauer Kirche feiern, soll die zurück gekehrte Glocke enthüllt werden“, sagte Stephan Umbach. Dann werden die Besucher des Gottesdienstes auch den eingravierten Marienspruch aus allernächster Nähe lesen können. Die Bronzeglocke stammt noch aus der Zeit vor der Reformation und hat nicht nur beide Weltkriege, sondern auch die DDR-Zeit unbeschadet überstanden, stellte Umbach beim Klangtest fest.

via OTZ(Peter Cissek)

Schreibe einen Kommentar